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Wachstum mit Fingerspitzengefühl

Das Studio Rundholz wuchs mit einem Sinn für radikale Schnitte und dem Mut, anders zu sein.

Carsten und Lenka Rundholz sind zwei stille, aber erfolgreiche Designer. Als andere Mittzwanziger in Cafés jobbten, planten die beiden bereits ihre erste Kollektion. Sie wollten nicht nur selbst Ausgefal- lenes tragen, sondern auch andere an ihren kreativen Ideen teilhaben lassen und gleichzeitig Geld verdienen. Für Lenka Rundholz, die aus der Schaufenstergestaltung kam, ging es darum, „dass man einfach schön angezogen ist.“ Für Carsten war es die Feuerprobe, denn als ausgebildeter Grafiker lernte er das Modehandwerk über den Entwurf: er wollte eine Garderobe gestalten, die seine Frau gerne trug.

1993 kam dann ihre erste Kollektion heraus. Ein Look, der natürlich wirkte, das Leben zwischen Alltag und Business ausbalancierte. Mit der Rundholz-Haltung, nicht Teil bunter Gazetten und des Modezirkus werden zu wollen, fanden die beiden schnell Anhänger in der Kreativszene. Galeristinnen, Filmemacherinnen, Journalistinnen - sie mochten und mögen immer noch die stofflichen Zitate, die sich mal aus Impulsen der Kunstszene speisen, mal aus Betrachtung von Architektur oder bei Reisen wachsen. „Manchmal denke ich, dass wir nicht Mode machen, sondern einfach Bekleidung“, sagt Carsten Rundholz.

Alle Entwürfe entstehen am Niederrhein. Keine Stunde von den Metropolen Düsseldorf und Köln entfernt, ist das Land von Flussläufen und alten Bäumen durchzogen, von kleinen Festungsstädt- chen und mächtigen Gehöften geprägt. Einen alten Vierkanthof aus dem Jahre 1811 haben Lenka und Carsten Rundholz dort mit viel Gespür für Alt und Neu zum Firmensitz umgebaut. Ihre kreative Insel hinter mannshohen Hecken und alten Weiden. Bienenfleißig entstehen hier zwei Kollektionen mit rund 600 Teilen im Jahr. Zu Kleidern, Mänteln und Blusen werden inzwischen die passenden Taschen, Gürtel und Schuhe angefertigt. „Die Schnittmacherinnen wundern sich oft, was aus dem freien Nähen von Carsten heraus- kommt“, lacht Lenka Rundholz. „Sie nehmen dann die Teile komplett auseinander, um seinen Schnitt zu erfassen.“ Doch bevor die Kleider den Laufsteg erobern, müssen sie die kritischste Phase durchlaufen: „Was Lenka nicht gut findet, nehmen wir in die Kollektion gar nicht erst auf“, sagt Carsten Rundholz.

Mit ihrem Gespür für Stoffe und Schnitte, die etwas Neues und Unerwartetes zeigen, entwickelt das Paar nicht nur seine Kollektionen, sondern auch die Orte für deren Präsentation. Ob im Düsseldorfer Stammhaus, den Läden in Antwerpen und München oder dem architektonisch unkonventionellen Flagship-Store in Berlin: Die Plätze sind so außergewöhnlich gestaltet wie die Mode selbst. Denn auch hier bleibt das kreative Designerpaar seiner Philosophie treu: „Wir können nur Erfolg haben, wenn wir nicht vergleichbar sind.“ Auf diese Weise entsteht das Rundholz-Universum: kreativ und erfolgreich - aber ohne laut zu sein.